4,0 sur 5 étoiles
Einfach zu schwer
Commenté en Allemagne le 16 février 2020
Wie bei allen Cardboard-Brillen gilt für auch für die Merge, dass die Qualtität des Erlebnisses von drei Dingen abhängig ist: Vom Smartphone (Minimum sollte hier 2560x1440 WQHD sein), den Linsen und dem mitgelieferten QR-Code. Er sagt der jeweiligen App, wie sie die beiden Bilder auf dem Smartphone darstellen muss, damit beim Blick durch die Brille perspektivisch alles hinhaut und zum Beispiel Linien, die gerade sein sollten, nicht gewölbt oder sonstwie verzerrt dargestellt werden.
Mein Fazit vorab: Die Merge VR ist eine Brille, die ich gerne behalten hätte: Ihre 42mm asphärischen Linsen liefern ein glasklares Bild und sie auch in anderen Punkten super durchdacht. Doch das ganze Ding aus "hypnoallergenem Leichtschaum" ist mit 343 Gramm einfach zu schwer, und der Querriemen kann nicht so an den Hinterkopf geklemmt werden, dass er Last von der Nase nimmt. Dort drückt die Brille nach kurzer Zeit extrem schmerzhaft, zumal auf eine extra Polsterung verzichtet wurde, da ja die Brille selbst schon aus Schaumstoff besteht. Doch der ist letztlich besonders an Nase und Wangenknochen über längere Zeit härter als gedacht.
Die Entscheidung für die Merge VR hatte ich getroffen, weil die Linsen nach links und rechts verschoben werden können und Menschen mit verschiedenem Pupillenabstand (genannt IPD, Interpupillardistanz) die Brille benutzen können. Nach etwas längerer Beschäftigung mit Cardboard-Brillen ist mir allerdings klar geworden, dass das kein Feature ist, sondern ein Workaround. Soll heißen: Richtig gute asphärischen Linsen umfassen in sich schon eine gewisse Range für die Pupillendistanz. So sind die Linsen der HiShock Shark X6 so geschliffen, dass Menschen mit einer IPD zwischen 58 und 68 Millimetern sie nutzen können ohne irgendetwas verstellen zu müssen.
Um das zu verstehen, kann man mal testweise einen Finger 30 cm vor die Augen halten. Fokussiert man darauf, hat man ein 3D-Bild, stellt man seine Augen entspannt auf Entfernung, sieht man zwei Finger. Bei den guten Nicht-IPD-verstellbaren-Brillen funktioniert die Stereoskopie auf diese Weise. Schaut man einen 3D-Film, in dem eine Person zwei Meter entfernt ist, fokussiert man auf sie. Dann ein Kamera-Schnitt, plötzlich steht dieser Mensch dicht vor einem. Bei den guten Nicht-IPD-verstellbaren-Brillen kann man nun wieder fokussieren. Okay, das strengt natürlich die Augen ein wenig an. Aber: Bei der Merge kann man oft gar nicht mehr fokussieren, weil die Linsen es nicht mehr hergeben. Heißt, man muss zu den Schiebereglern greifen und sie neu positionieren, um wieder ein sauberes 3D-Bild zu haben. Das ist nicht das Wahre.
Natürlich hat die IPD-Verstellung bei der Merge ihre Berechtigung, weil Kinder unterschiedlichen Alters bekanntlich einen unterschiedlichen Augenabstand haben. Ja, die Marketing-Experten haben die Merge von Anfang an nicht allein als Unterhaltungsprodukt konzipiert, sondern als Bildungsprodukt für Schulen platziert - da die Merge ja mit ihren Apps auch AR unterstützt. Ein Würfel, der Merge-Cube, dienst als Referenz für 3D-Objekte, die via Smartphone in den Raum gespiegelt werden. Die Merge hat dazu für die Smartphonekamera eine Aussparung, die geöffnet werden kann. So gesehen sind Würfel und Brille ein kapitalistisches Husarenstück. Es gibt auf Youtube Videos von amerikanischen Lehrern, die Merge-Brillen samt Würfeln kistenweise für ihren Unterricht bestellt haben. Der deutsche Pädagoge weiß natürlich: Richtig lernen kann man nur, wenn man sich auf den Hosenboden setzt und nicht, wenn man aufs sich drehende Sonnensystem guckt, bei dem zu jedem Planeten nur rudimentäre Infos gegeben werden. Die Brille wurde auf der CES 2015 mit einem Preis von 130 US-Dollar angekündigt, kostete tatsächlich dann 99 Dollar und in Deutschland muss man heute noch 49 Euro hinlegen. Der Würfel schlägt in Deutschland noch mit 29 Euro zu Buche. Da mittlerweile die Registrierung des Würfels nicht mehr notwendig ist, kann man sich im Internet ein PDF mit einem Merge-Würfelgitter suchen, das auf Pappe kleben und selbst zusammenbauen. Für Sohn und Tochter ist das vermutlich kontemplativer als die AR-Spielerei danach.
Was hat an der Merge gefallen?
- keine Taucherbrillen-Effekt. Die Angaben zum Field of View (FOV) schwanken zwischen 90 und 103 Grad. Das ist nicht sehr üppig aber okay, denn man hat das Gefühl, ein quadratisches Bild zu sehen und nicht ein ovales (wie durch ein Fernglas). Die Merge erreicht dass, weil auch die Linseneinfassungen transparent sind. So werden sie kaum wahrgenommen (im Gegensatz zu den schwarzen Einfassung vieler anderer Linsen, die sich als schwarze Ränder manifestieren). Klasse Idee, muss man drauf kommen.
- Druckknopf zur Steuerung funktioniert sehr gut.
- weil das Material weich ist, muss man sich keine Sorgen um Kratzer am Handy machen und wegen des dehnbaren Einsteckschachtes ist es immer mittig positioniert. Herausgedrückt wird es durch eine Aussparung unten.
- der QR Code ist sehr gut, wobei nicht gesagt wird, für welchen IPD er letztlich erstellt wurde. Ja, ein QR-Code enthält immer nur einen IPD-Wert und wenn man die Merge-Linsen für seine Augen passend hin- und herschiebt, erkauft man dass durch Darstellungsabweichungen.*
Was hat mir nicht gefallen?
- der hohe Preis. Läge der bei 29 Euro, hätte ich sie als Zweitbrille behalten. Aber für 49,90 Euro, no way.
- das Gewicht und der Druck auf Wangen und Nase, der jede Session zur Qual macht und für mich nach meist zehn Minuten beendete.
* Info: Auch bei Cardboards mit verstellbaren Linsen wird ein QR-Code mit einer fixen Einstellung für einen bestimmten Pupillenabstand geliefert. Die einzige IPD-Einstellung, mit der das Cardboard dann korrekt arbeitet, ist diese im QR-Code versteckte feste Einstellung. Angenommen, der QR-Code verwendet 60 Millimeter als IPD und du hast einen Pupillenabstand von 70 mm, dann beträgt die einzige IPD-Einstellung, mit der das Cardboard korrekt arbeitet, immer noch 60 mm. In der App "Sites in VR" müsstet du dir unter Custom einen eigenen QR Code erstellen. Auf der Seite sitesinvr.com gibt es eine Anleitung dazu.
24 personnes ont trouvé cela utile