4,0 sur 5 étoiles
wirklich gut
Commenté en Allemagne 🇩🇪 le 13 mai 2015
VORWORT:
Meine Ansicht der Vergewaltigung-Verharmlosung-Geschichte weil dieser Punkt immer wieder in Kritiken auftaucht:
Wer diese Welt/Geschichte nicht verstehen kann, wird den ganzen Text nicht verstehen. Das liegt nicht an Blödheit!!!
Es ist schlichtweg eine Vorstellungsfrage. Genauso wie kaum jemand, der nicht einmal selbst Depressionen hatte weiß, was das bedeutet und sich vielleicht fragt, warum der nicht einfach mal aufhören kann mit dem „traurig sein“.
Vergewaltigung in diesem Roman zu lesenden Aspekt ist nicht das, was sie wirklich bedeutet, wenn man sie in einem Polizeibericht findet. Man bekommt hier eine ausgedachte (im Ernst, teilweise echt pathetische) Zusammenfügung von Fakten, die wie ein Orchester für genau diejenigen spielt, die den Musikgeschmack mögen.
ALLGEMEIN:
Der Inhalt ist nicht für jeden etwas, das sehe ich auch so. Da reicht „harter Tobak“ nicht als Beschreibung, denn wer sich in bestimmten Neigungen zu Hause findet, wird es gar nicht als übertrieben hart bewerten!
Es ist KEIN reines erotisches Verführungsbuch, wie mancher erwarten könnte, der eben gerne Sexgeschichten liest. Dem gegenüber gibt es allerdings auch ne Menge Bücher, die „krasse Sachen“ versprechen und dann doch nur eine laue Geschichte aufweisen können. Hier nicht.
Ich würde sagen, die Zielgruppe sind BDSMler, die sich vom Klappentext angesprochen fühlen und dazu auch noch mehr kopflastige Dinge pflegen als nur das rein physische.
Alleine die Tatsache (ACHTUNG SPOILER), wie erwähnt wird, dass Fesseln und Restriktion manchmal beruhigender sein können, als völlig frei und ohne Regeln irgendwo herumzustehen, ist umwerfend gemacht! Spätestens da hat es mich überzeugt, dass hier jemand kapiert hat, worum es in BDSM geht (gehen kann), denn es spiegelt mehr wider, als das offensichtliche Bild, welches einem in jedem Porno gezeigt wird.
Auch denjenigen, die sich über diese Fantasien noch nicht im Klaren sind, würde ich es auf jeden Fall empfehlen, denn es ist glaubwürdig, gedanklich intensiv, erklärend und genügend graphisch, um die eigenen Vorstellungen mal auf die Probe zu stellen ;-)
INHALT:
Machen wir uns mal nix vor: Wer nach der Inhaltsangabe das Buch lesen will, den interessiert die Story eh erst ab der Entführung ohne das Vorgeplänkel. Aber irgendwie hatte ich das Gefühl, das ging der Autorin auch so XD
Auf den ersten paar Seiten hatte ich das leichte „Oh Gott“-Gefühl, dass ich über drei Kapitel nicht hinauskommen würde. Es waren einfach nur knappe Sätze aneinandergereiht, um irgendwie die wichtigsten Informationen Kund zu tun. Auch die Beschreibung der Protagonistin wird schlichtweg ein Klotz, als wäre sie von der Checkliste runtergerasselt worden.
Im Nachhinein habe ich darüber gelacht und vergleiche es mit einem ungeschickten Vorspiel. Küsschen rechts, Küsschen links … dann aber mal zum Wesentlichen XD
Ich hatte wirklich die Befürchtung, dass das so weitergehen soll.
Aber dann wurde ich mehr als angenehm überrascht. Man hat das Gefühl, ab der Entführung wurde ein Schalter umgelegt. Der Text war wesentlich flüssiger, durchdacht und unglaublich entspannt in einem Guss zu lesen. Man kann mühelos in die Umgebung der Geschichte eintauchen. Die erotischen Szenen sind sehr eindrucksvoll be- und umschrieben.
Eine perfekte Komponente in dem Ganzen ist die Insel als Isolation von der Außenwelt. Die Anpassung der Protagonistin an die Situation und ihr Empfinden sind dadurch glaubhaft. Jeder, der z.B. mal in einer Kurklinik, Heim für wasauchimmer, einer langen Reise tief in der Natur … evtl im Gefängnis war, der weiß, dass dieses „für sich sein“ das eigene Bewusstsein völlig verändern kann und einen der Aufprall mit der realen Welt da draußen danach regelrecht schockiert.
Passt also.
Nora ist von allem etwas. Eben noch nicht Fisch und nicht Fleisch. Es hilft dabei, sich in sie hineinzufinden. Mir gefällt gut, wie sie mit der Sache umgeht. Es ist -denke ich - normal, dass sie in bestimmten Situationen trotz scheinbarer Hoffnungslosigkeit auf Stur, Aggressivität oder Flucht schaltet. Genauso wie es völlig nachvollziehbar ist, in wieder anderen Situationen geradeweg gar nix zu unternehmen, oder sich sogar bei ihm wohl zu fühlen und sogar seine Nähe zu suchen.
Julian selbst ist rätselhaft, auch wenn sich vieles bis zum Ende des ersten Teils aufklärt.
Was er tut ist wohl überlegt und findet sich in seiner Lebensgeschichte bzw. Psyche wieder.
KRITIK:
Es gibt sehr viel inneren Monolog. Der ist stimmig, aber eben … lang. Etwas weniger hätte da auch nicht geschadet, aber alles in allem hielt es sich doch in Grenzen und war auch nicht so ermüdend, dass die Spannung wegging. Im Grunde wird das Gedankenchaos erzählt, wie es eben stattfindet. Daher ok und dafür würd ich auch keinen Punkt abziehen.
Wirklich aufgestoßen ist mir nur folgendes: Sie kommt mir zu oft zum Höhepunkt und alles is sooooo episch!
Auch wenn sie ausgeprägte Neigungen hat, die mit Julian in die gleiche Richtung gehen, so hat er sie am Anfang doch geradewegs gegen ihren Willen (mit)genommen. Ich gehe völlig d’acore, dass sie sich dabei wohlfühlen kann! Nicht zuletzt, weil sie von ihrem Angsttrip herunterkommt und erstmal froh und dankbar ist, dass er sie nicht in Stücke hacken will. Dazu finde ich auch die körperliche Reaktion ok. Aber einen Orgasmus in dieser Situation zu bekommen … Mmmmh… weiß nich ob das so einfach ist, bei jemanden, der an sich ne Blockade im Kopf hat?!?
Haltet mich jetzt für bescheuert, aber: Warum MUSS sie denn immer kommen? Mehrmals? Immer besser, höher, weiter? Jaaaa, irgendwie zielt Sex ja schon auf den Höhepunkt ab, is klar. Aber ich finde das Bild, was hierdurch vermittelt wird, ist schon eher das Porno-Niveau. Hauptsache schöne, laute Orgasmen und mal geil in die Kamera geschrien. Hat es doch gar nicht nötig!
Ich hätte mich echt gefreut, wenn mal einer sagen würde, Sex ist und nicht nur Mittel zum Zweck. Das fänd ich pädagogisch wertvoller. Das und die Tatsache von Spielchen, die sogar gänzlich ohne Sex auskommen … oder mittendrin aufhören.
Gerade wenn man an sich so genial über zwischenmenschliche Dinge schreibt, hat das irgendwann nen ziemlichen Augenrolleffekt gehabt.
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